Ach ja, die Dämmerung…

Von Tag zu Tag wird es dunkler beim Morgenlauf. Lotta und ich starten nun schon in der letzten Minute, die zeitlich morgens möglich ist, um noch ein paar Kilometer zusammenzubringen – und sehen trotzdem fast nichts, wenn wir loslaufen. Dann, ganz langsam, kriecht die Dämmerung am Horizont herauf. Ach ja, die Dämmerung… Sie macht mir das Läuferinnenleben im Moment ganz schön schwer.

Na klar, ich weiß doch, dass das die Zeit ist, die auch Rehe, Hirsche, Kaninchen und Co. ganz besonders schätzen. Am liebsten natürlich auf dem freien Feld, da, wo die leckersten Gräser wachsen. Aber können die sich nicht (nur, so lange wir unterwegs sind!) ein bisschen bedeckt halten? Lotta riecht ja nicht sooo gut, und sie sieht auch nicht perfekt. Stehen diese wundervollen Tiere aber mitten auf dem Feld oder sogar auf dem Weg, ist einfach nichts zu machen. Und da das derzeit öfter vorkommt, ist Lotta dauernd in Bereitschaft: Da geht doch was, Frauchen, da geht was! Und steht in der Leine. Vom ersten bis zum letzten Meter des Laufs.

Hey, das ist anstrengend! Und Spaß macht es auch nicht! Mehrfach habe ich Lotta in den vergangenen Tagen schon angedroht, sie nicht mehr mitzunehmen. Ich habe sie hingesetzt, ich habe geschnipst, ich habe gelockt. Ich habe sie angefaucht, ich habe sie sogar (mitten im Wald!) angeschrien. Erfolglos. Was hast Du eigentlich, Frauchen? Warum bistn Du so blöd drauf? Ich mach doch gar nix! Wenn Hunde sprechen könnten… Schließlich habe ich die Länge der Leine halbiert, um Lotta noch deutlichere Signale darüber geben zu können.

Lotta an der kurzen Leine
Verzweiflungstat: Im Moment muss Lotta an der ganz kurzen Leine laufen.

Die Folge: Wenn Lotta pinkeln muss, muss ich mit ins Gras. Oder ins Unterholz. Oder wohin auch immer sie pinkeln möchte. Aber heute konnte ich nach etwa fünf Kilometern eine Besserung feststellen. Die Leine gar nicht gespannt, Lotta im lockeren Lauf direkt neben mir. Ein Traum! Natürlich lobte ich Lotta sofort in den höchsten Tönen. Und dann? Direkt vor uns auf dem Weg: ein Waschbär. Sieht uns, guckt – und verschwindet. Lotta: Sieht ihn, guckt – und rennt. Oh Mann. Gut, dass ich Kraft habe. Mir blieb trotzdem nur eine Möglichkeit. Sofort umdrehen und in die andere Richtung weiterlaufen …

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