Ehrlich. Lotta ist der tollste Hund, den ich mir vorstellen kann. Aber manchmal bin ich auch echt sauer auf sie. Zum Beispiel heute. Wie immer bin ich kurz nach fünf aufgestanden, um möglichst früh zum Morgenlauf aufzubrechen. Ich will ja schließlich auch rechtzeitig zurück sein, wenn mein Kleinster wach wird. Ich schleiche mich also auf Zehenspitzen ins Bad, mache mich leise und schnell fertig und schleiche dann die Treppe hinunter. Meine oberste Maxime: Bloß keinen Lärm machen, alle sollen weiterschlafen können!
Bevor ich runtergehe, öffne ich noch die Schlafzimmertüre einen Spalt breit. Lotta nämlich hat sich vor ein paar Monaten angewöhnt, eng unter unser Bett gepresst die Nacht zu verbringen. Gehen wir abends ins Bett, saust sie schon kurz vorher hoch und sichert sich ihren Lieblingsplatz. Naja, okay. Mit Müh und Not gelingt es ihr morgens, sich – unter Einsatz aller ihr nicht in übermäßigem Maße zur Verfügung stehenden Geschicklichkeit – aus der Enge herauszuschieben. Das rumpelt schon ordentlich. Dann schüttelt sie sich erst einmal und lässt einen kräftigen Nießer los. Hatschi! Anschließend donnert sie da, wo ich auf Samtpfoten katzengleich geschlichen bin, auf allen Vieren trampelnd die Treppe runter. Rumms, rumms, rumms.
Das sind Geräusche, an die sich wohl inzwischen jeder im Hause gewöhnt hat. Heute allerdings setzte Lotta noch richtig einen drauf. Die Zeitungsbotin kam verspätet um die Häuserecke. Lotta saß, hinter verschlossener Glastür, im Wohnzimmer und wartete darauf, dass es endlich losging. ich spurtete also der Botin entgegen, nahm ihr die Zeitung ab und sagte ein paar mehr Worte als Guten Morgen. Das hat Lotta im Wohnzimmer wohl gehört. Und was machte das Teufelstier?? Stimmte ein Riesengekläffe an. Ganz nach dem Motto: Mach, dass Du weg kommst, Frauchen ist meins und was ich immer schon sagen wollte…!
Mann! Das kann doch nicht wahr sein! Mit der Zeitung in der Hand flitzte ich ins Wohnzimmer und – man mag es gut finden oder nicht – die Zeitung sauste mit einem leichten Klapps auf die kläffende Fellnase herunter. Nein. Es. Ging. Nicht. Anders. Ich war nicht sauer, ich war stinksauer. Und das hat Lotta in diesem Moment sofort kapiert. Stille. Sie drehte auf dem Hinterteil und verzog sich mit hängenden Schultern und eingezogenem Schwanz hinter den Wäscheständer. Aber was denn, Frauchen, hab ich was falsch gemacht? Ja! Hast Du! Und wie!
Natürlich schimpfte ich noch den ganzen ersten Laufkilometer laut vor mich hin. Auch wenn ich weiß, dass Lotta selbstverständlich längst nicht mehr wusste, wieso und warum und fröhlich brav vor sich hin lief. GRRRMMMPFFF. Also manchmal … echt!
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