Kanallauf und ungeschriebene Regeln

Zwei Stunden am Sonntag nutzen mein Mann und ich häufig für einen langen Lauf am Kanal. Natürlich zusammen mit Lotta und (!) bei Tageslicht. Um unseren Kleinsten kümmert sich dann netterweise unsere große Tochter. Meist möchte er gerne mitkommen („Doch, ich tann sonn weit laufen“), aber wir lehnen hartherzig ab. Klar, könnten wir ihn in seinem Jogger auch mitschieben. Doch er ist ein kleines Bröcklein mit ordentlich Kilos und das Schieben inzwischen ganz schön anstrengend. Außerdem befindet er sich in der Trotzphase und es ist nicht auszuschließen, dass er mitten im Lauf aus dem Wagen aussteigen möchte und ganz eigene Dinge im Kopf hat, die überhaupt nicht zum Laufen passen. Wir sind also immer froh, wenn wir ohne ihn gehen dürfen und können.

Lotta weiß schon, wenn sie ins Auto springen darf, wohin die Reise geht. Biegen wir dann Richtung Kanalparkplatz ab, quietscht sie vor Freude und ist kaum zu halten, wenn die Heckklappe aufgeht. Herrchen, Frauchen, wann gehts endlich los? Mit einem Supersprint starten wir in den gemütlichen langen Lauf … Echt, Ihr könnt das nicht durchhalten auf die weite Strecke? Warum???

Nach einigen hundert Metern wird sie ruhiger und wir finden unser gemeinsames Tempo.

Bei so schönem Sonnenschein wie gestern ist natürlich einiges los am Kanal. Radfahrer, Jogger, Spaziergänger mit und ohne Hunde mit und ohne Leine. Das hätte mir bis vor einiger Zeit noch Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Inzwischen sind wir relativ gelassen unterwegs. Was aber nach wie vor nervt, sind ignorante andere Hundebesitzer. Lotta läuft bei uns – ich erwähnte es bereits mehrfach – immer an der Leine. Insbesondere beim Laufen. Wir finden das einfach sicherer, gerade wenn so viele Menschen und Tiere unterwegs sind. Außerdem möchten wir, dass sich Lotta auf den Lauf und nicht auf die Umgebung konzentriert.

In unserer großartigen Hundeschule (www.learning-by-dog.de) haben wir gelernt, dass es üblich ist, seinen Hund ebenfalls an die Leine zu nehmen, wenn ein angeleinter Hund vorbei möchte. Es sei denn, man hat seinen Hund so gut im Griff, dass er sich nicht auf den angeleinten Hund zubewegt. Diese ungeschriebene Regel scheinen die meisten anderen Hundebesitzer nicht zu kennen. So haben wir immer wieder das Problem, dass freilaufende Hunde auf uns zustürmen. Freundlich oder nicht so freundlich.

Wir haben dann nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir lassen Lotta auch los oder wir riskieren eine Auseinandersetzung. Weil Lotta angeleint bleibt und deswegen nicht so agieren kann, wie sie möchte. Meist leinen wir sie ab, laufen vorbei und rufen Lotta dann zu uns, um sie wieder anzuleinen. Da Lotta glücklicherweise sehr gut hört, ist das die unproblematischste Variante. Eigentlich aber wäre es schöner, einfach mit Lotta an der Leine vorbeilaufen zu können. Gerade wenn man konzentriert läuft und seinen Rhythmus nicht unterbrechen möchte. Manchmal habe ich schon versucht, den Herannahenden ein „Bitte anleinen!“ entgegenzurufen. Doch das habe ich aufgegeben. Die Kommentare, die ich dafür geerntet habe, waren mir einfach zu unfreundlich. Dann leine ich doch lieber ab und unterbreche meinen eigenen Rhythmus.

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